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Eintrag B (Innenseite Vorderdeckel)

Betreff: Willkür zum Erbrecht: Gerade, Heergewäte 1

Datierung: Nicht datiert2

Schlagwörter: Gerade; Heergewäte; Hof; Mitgift; Rat; Recht, Erbrecht; Willkür; Älteste

Orte: Görlitz (explizit genannt)

Dese wyllekorn sin geschen hy zu Gorlicz mit der eldisten Rate: Czum ersten: stirbet eyn man, zo sal der frauwen dy gerade volgen, stirbit abir dy frauwe, zo sal se ith3 in dhenewiz geraden, sundir iz sal allez dem manne volgen und blyben. Stirbet eyn man, zo sal daz hergewete a blyben by dem hoffe. Vorweissen ouch kymder, stirbet der keys4, dez guter gevallen der mutir in dy schos czu erem lybe. Nach der muter tode gevallen ze, wo se von Rechte gevallen sollen. Dese wyllekorn sal man alle helden, alz hy vor geschreben ist, iz in were denne mit gyft andirs bewarit.5

Textkritische Anmerkungen

a Unterpunktet: dem.

Sachanmerkungen

[1] Siehe zur Gerade die Ältesten Görlitzer Statuten, § 77–85 (ca. 1434) und die Statuten 1476, § 55–63 in Köhler (1839), S. 392 f. 410 f. Neben diesen sogenannten Ältesten Statuten galt natürlich die Magdeburger Rechtsmitteilung von 1304 (Tzschoppe / Stenzel (1832), S. 448–478, Nr. 105) als grundlegender Verfassungstext der Stadt sowie für weitere Einzelfälle erlassene »statuta vnd wilkur« (vgl. acht dieser Texte aus der Zeit vor 1434 in der Vorrede zu Köhler (1839), S. XXVIII ff. Im Gegensatz zur Gerade findet sich in den Ältesten Statuten kein Artikel zum Heergewäte und im Roten Buch wird es auch nicht wieder Gegenstand der Einträge. Vgl. zu Gerade und Heergewäte in den Städten der Oberlausitz im 15. und 16. Jh. Fröde (2008), S. 93 ff. und die entsprechenden Passagen in den Görlitzer Statuten von 1565, ebd. S. 244–247.

[2] Paläografisch ließen sich die Einträge ins 14. bis frühe 15. Jh. datieren.

[3] It: nicht.

[4] Eines.

[5] Abgedruckt in Jecht (1891a), S. 7, Anm. 1 und Zander (1929), S. 8 f. Vgl. zur Bedeutung dieser Willkür im Kontext der ›Verfügungen von Todes wegen‹ Schmidt-Recla (2011), S. 443 f.