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Eintrag 1 (Spalte 1a)

|| Czolla

Nach gotes geburt ub(er)b Tusent jar un(d) dric hund(er)t jar un(d) indeme vunften jare, mit der heren Rate, die do shepphen un(d) gesworn3 waren zu Gorlitz, iz diz Buch geschriben zu deme Rechte, daz ir eldern gehabt habben un(d) dise selben iren Nachcumelingen lazen wolden zu eime gedechtnisse allen, die diz buch gesehn, daz daz niemant andern shol.4

Uf die selben redde hat ein Bid(er)man5, Heinrich von deme Dorfe6 genant, habe gecouft den zoln, allez daz man couft u(m)me einen shillen(gen) od(er) und(er) eime shillenge, daz man da von nicht zollen sol, umme zwe(n)czig marg. Dar nach hat her abgecouft den cleid(er) zol, Bette un(d) allez veder genat gewant, swert un(d) stal, Buten, mulden, un(d) alle geveze, un(d) pech, un(d) winber, Ober un(d) allerhande spisecouf, Bachen7, shuldern8 un(d) sythen9, un(d) allez, daz man ezzen mag. Disen zol coufte h(er) umme zwelef marg. Dar nach coufte h(er) abe den zol, sint leddere un(d) ander linwath u(m)me Achzanh marg.

Nychein vuzgenger en sol ouch zollen, her t(ra)ge oder nicht, her sie Jude od(er) Cristen.10

Textkritische Anmerkungen

a Von späterer Hand über der Spalte.

b Zum großen Teil radiert. Der Schreiber wollte hier nachträglich eine Ausdrucksweise korrigieren, die durchaus üblich war. Vgl. Pátková (2011), S. 269: »Nach Cristes geburt vber tausent jar drewhundert jar in dem vier vnd zweintzigestem jare […]«.

c Auf Rasur.

Sachanmerkungen

[1] Der Zollkauf durch Heinrich vom Dorfe ist wohl spätestens auf 1298 zu datieren, da selbiger in der Bestätigung des Testaments (siehe Anm. 24) aus demselben Jahr thematisiert wird, vgl. Jecht (1891a), S. 7, Anm. 4sowie Jecht (1894a), S. 157, Anm. 8 10. Zum Zollwesen in Görlitz siehe Knothe (1877), S. 223 f. Auf fol. 42 der verschollenen Magdeburger Rechtsmitteilung von 1304 fand sich ein Zollregister aus dem Jahr 1321, welches von Jecht (1906), S. 226 f. nach einer Abschrift abgedruckt wurde.

[2] Jecht (1891b), S. 227, Anm. 1.

[3] Zur Bedeutung des Begriffs ›Geschworene‹ in Görlitz siehe Jecht (1926), S. 48.

[4] Abgedruckt in Tzschoppe / Stenzel (1832), S. XIII, Jecht (1891a), S. 5, Jecht (1906), S. 225 und Zander (1929), S. 3.

[5] Biedermann: unbescholtener, rechtschaffener Mann, Ehrenmann.

[6] Vgl. zu Heinrich vom Dorfe Jecht (1894a). Die Bezeichnung ›Dorf‹ bezog sich auf die Siedlung am Lunitzbach nördlich der späteren Görlitzer Altstadt in der Nähe der Nikolaikirche, vgl. Jecht (1892a), S. 17,, Anm. 2 und Jecht (1894a), S. 153. f.

[7] Backen: Hinterschinken.

[8] Schultern: Vorderschinken.

[9] Seiten: Speckseiten.

[10] Abgedruckt in Jecht (1894a), S. 161, mit Abbildung.